ehrtweibchen im Interview – eine nachhaltige Metamorphose

Charlotte Ehrt, die Gründerin von ehrtweibchen im Interview

mit Öko- und Upcycling-Markt

ehrtweibchen im interview/Charlotte Ehrt
Portrait Charlotte Ehrt © Larissa Meyer

Bitte stelle Dich kurz vor

Mein Name ist Charlotte Ehrt und ich erschaffe besondere Stofftiere aus wiederverwendeten Textilien. In der fast siebenjährigen Partnerschaft mit meiner treuen Veritas Nähmaschine haben wir knapp 600 Kinder hervorgebracht – die meisten sind schon aus dem Haus, aber allesamt knuddelig weich und waschbar bei 30 Grad.

Wie bist Du auf das Thema Nachhaltigkeit gekommen?

Ein Thema, das mich nicht nur als Privatperson, sondern auch als Gestalterin sehr interessiert. Jeder wünscht sich doch, dass ein gutes Spielzeug langlebig und ökologisch verträglich ist.

Wie kommst Du auf die Idee für neue Produkte; welche Materialien verwendest Du bevorzugt und aus welchem Grund?

Ich verwende am liebsten alte Textilien. Stoffe, die ihr erstes Leben als Kleidung, Vorhang oder Kissen hinter sich haben, gekommen bei mir eine neue Aufgabe. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass viele alte Stoffe robuster sind als neue und zudem hautverträglicher und schadstoffärmer, weil sie schon viele Waschgänge mitgemacht haben.
Menschen, die mir ihre aussortierten Textilien spenden, freut es umso mehr, wenn sie ihren Pulli in einem neuen Tier entdecken.
Die alten Stoffe verleihen meinen Viechern einen ganz eigenen Charme – wegen der unterschiedlichen Texturen und Stoffarten, die dabei aufeinander treffen und vielleicht auch der Geschichten, die sie zu erzählen haben.

 

ehrtweibchen im interview/Charlotte Ehrt im Schöpfungsprozess
Charlotte Ehrt im Schöpfungsprozess © Larissa Meyer
ehrtweibchen im Interview
ehrtweibchen bei der Arbeit © Larissa Meyer

Beschreibe bitte kurz Deinen kreativen Arbeitsprozess.

Es kommt ein flauschiges, knallbuntes Ding angeflogen, dass sich Inspiration nennt, legt sich auf meinen Kopf und flüstert mir heimlich Sachen zu, die ich in Zeichnungen und Kritzeleien ausdrücke. Daraus entsteht ein Schnittmuster aus Papier, dann wühle ich in meinen unendlichen Textil-Welten nach DEM passenden Stoff und los geht’s. Manchmal muss ich auch ein halbfertiges Tierchen noch ein paar Tage lang anschauen, um zu wissen, wie es mit ihm weiter geht – Charakterbildung geht eben nicht an einem Tag!

Wie vereinbarst Du Deine Arbeit mit Deinem Studium?

Das gemeinsame Ziel im Spiel- und Lerndesign ist ja naheliegend, dennoch läuft beides parallel und die meiste Zeit für neue Kollektionen finde ich in den Semesterferien.

Woher kam die Idee für Dein Geschäftsfeld und wann hast Du damit begonnen?

Zeitlebens bin ich leidenschaftliche Kuscheltier-Fanatikerin. Dazu füge man eine Prise Monster-Faszination, geschickte Hände und Bio-Leistungskurs in der Schule und dann kräftig durchgerührt mit dem großen Phantasie-Löffel: Es ist nur logische Konsequenz, dass daraus irgendwann eine Eigenproduktion wurde!

Was hat sich seit dem Start alles getan?

Nun, die Familie ist mächtig angewachsen – etwa 100 Exemplare pro Jahr – und mittlerweile sind sie auf ganz Deutschland und teilweise auch Europa und Amerika verteilt.

Was liebst Du an Deinem Job? Was macht Dir besonders Freude an Deiner Arbeit?

Die Entstehung eines Tieres ist eine unglaubliche Freude für mich. Wie es so langsam Form annimmt und einen Charakter bekommt. Und umso schöner ist es, zu sehen, dass jemand Anders das wertschätzt.

xx Chromosomen Motorikspielzeug/ehrtweibchen im Interview
xx Chromosomen Motorikspielzeug © C. Ehrt

Wer oder was inspiriert Dich?

Am stärksten die Natur selbst. Man sieht es gleich einer neuen Kollektion an, ob ich gerade mal wieder in einem Zoo oder Aquarium gewesen bin!

y Chromosom Motorikspielzeug
y Chromosom Motorikspielzeug © C. Ehrt

 

Was ist Deine Vision?

Jedes Spielzeug sollte mit dem Anspruch geschaffen und angeschafft werden, das Allerliebste zu sein. Aber dann muss es einige Kriterien erfüllen was Langlebigkeit, Nachhaltigkeit und Materialität anbelangt. Textilrecycling bietet dafür wunderbare Möglichkeiten, die meiner Meinung nach noch nicht ausgeschöpft sind. Für mich als Designerin birgt es ein riesiges Gestaltungspotenzial in sich, so dass ich es einfach nicht lassen kann!