Nina Wood, die Gründerin des Labels ia io, bietet seit 2011 hochwertige Bio Bettwäsche aus Biobaumwoll-Satin und Biobaumwolle an. Hier im Interview erzählt sie alles über die Hintergründe, ihre Vision und Motivation.
1. Bitte stelle Dich kurz vor
In Berlin lebe ich nun schon seit 1986. Ursprünglich habe ich Architektur studiert. Nach dem Studium habe ich dann in verschiedenen Architekturbüros und in der Immobilienabteilung einer Bank gearbeitet. Ich war an der Ausführungsplanung verschiedener Gewerbebauten beteiligt und im sozialen Wohnungsbau tätig. Die Arbeit als Architektin hat mir gefallen, aber es gibt zu viele Abhängigkeiten. Hochbauplanung und die Realisierung von Architektur sind von vielen Faktoren, Menschen und Baugesetzen abhängig.

Mir war es immer wichtig, selbstbestimmt und unabhängig arbeiten zu können und kreativ zu sein indem ich etwas Nützliches produziere. Ob man nun ein Gebäude plant, ein Möbelstück baut oder eben Bio Bettwäsche herstellt – der Entwicklungsprozess ist ähnlich. Wenn man zum Schluss ein gesundes, nachhaltiges, fair hergestelltes, qualitativ hochwertiges Produkt unter dem eigenen Label an zufriedene Kunden überreichen kann, dann ist das einfach eine wunderschöne Sache!
2. Wie bist Du auf das Thema Nachhaltigkeit gekommen?
Vermutlich war der Einfluß der 1970er Jahre, als ich noch ein Kind war, schon indirekt prägend. Die älteren Schüler demonstrierten gegen Atomkraft und das fand ich ziemlich cool. Auch während des Studium hat mich das ökologische Bauen sehr interessiert, obwohl es zunächst nur wenige tatsächlich realisierte, eindrucksvolle Beispiele gab. Die Verbindung aus guter, ökologisch sinnvoller Form und Naturbaustoffen war für mich immer schon sehr reizvoll und eine wichtige Voraussetzung um dem menschlichen Bedürfnis nach einer Umgebung nachzukommen, in der man sich sowohl physisch als auch psychisch wohlfühlen kann. Über Geschmack läßt es sich bekanntlich bestens streiten, über Gesundheit nicht.
Ob Gebäudeplanung, Innenausbau oder eben Bettwäsche – Nachhaltigkeit ist in allen Bereichen des Lebens ein wichtiges Thema. Für mich ist es deshalb die logische Konsequenz, dass dies die Basis meines Labels ia io bildet.
3. Wie stellst Du Deine Produkte her oder woher beziehst Du sie?
Die Stoffe beziehe ich von einer Weberei in Süddeutschland. Diese ist in ein Bio-Baumwoll-Projekt in Uganda eingebunden und IVNbest-zertifiziert. Die Knöpfe bekomme ich von einem deutschen Knopfhersteller – übrigens der einzige mit GOTS-Zertifizierung. Genäht wird zum Teil in Tschechien, zum Teil in einer kleinen Manufaktur in Thüringen. In jedem Fall kenne ich meine Ansprechpartner persönlich, das ist mir sehr wichtig. Nur so kann ich sicher sein, dass der gesamte Produktions- und Herstellungsprozess ökologisch und fair erfolgt.
4. Wie kommst Du auf die Idee für neue Produkte; welche Materialien verwendest Du bevorzugt und aus welchem Grund?
Ideen und Inspiration finde ich überall. Sammlungen entstehen in meinem Kopf, auf Papier, am PC, stapelweise. Im Moment stelle ich Bettwäsche ausschließlich aus Baumwolle her, weil ich persönlich dieses Material am angenehmsten finde. Die von mir verwendete Bio Baumwolle wächst im sogenannten Regenfeldbau, das bedeutet, dass überhaupt keine künstliche Bewässerung erfolgt. Darin kann man also guten Gewissens fair-schlafen. Die Knöpfe sind aus Steinnuss, auch ein sehr schönes hochwertiges, natürliches Material. Ich verwende Knöpfe, weil diese im Gegensatz zu Reißverschlüssen im Notfall auch selbst wieder angenäht werden können.
5. Beschreibe bitte kurz Deinen kreativen Arbeitsprozess.
Neue Motive für meine Bezüge zeichne ich am Computer. Es gibt fertige und halbfertige Zeichnungen, an denen ich immer mal wieder arbeite, bis ich überzeugt bin: das ist gut. Dann muss ich aber immer noch entscheiden, welche Motive tatsächlich produziert werden sollen. Schließlich muss ich finanziell in Vorleistung gehen, deshalb ist mein Angebot auch noch nicht so groß. Aber es wächst! Die Aufnäher lasse ich dann in Berlin weben und nach Thüringen schicken. Dort näht mein Konfektionsbetrieb sie auf den zugeschnittenen Stoff, lässt in einer Stickerei „um die Ecke“ die Stickereien aufbringen und näht dann alles fertig.
6. Wie vereinbarst Du Deine Arbeit mit Deinem Familienleben?
Zeitlich ist das nicht immer einfach, aber es klappt. Inzwischen habe ich gelernt, mich ein bißchen mehr selbst zu disziplinieren. 🙂 Die Kinder sind ja auch nicht mehr ganz klein.
Selbstständigkeit bedeutet einerseits viel Arbeit, ermöglicht aber auch eine freiere Zeiteinteilung. Häufig arbeite ich dann abends oder am Wochenende. Es ist auch gut, einen Partner zu haben, der das akzeptiert und als Bereicherung versteht.
7. Woher kam die Idee für Dein Geschäftsfeld und wann hast Du damit begonnen?
Ich liebe schöne Bettwäsche! Sie erfüllt im Grunde zwei verschiedene Zwecke: Zum einen sollten, wenn man schläft, wirklich keine Giftstoffe über die Haut aufgenommen werden. Man möchte ja gesund und erholt aufwachen. Zum anderen erfüllt sie tagsüber eine weitere Funktion: Wenn man, so wie ich, sein Schlafzimmer genauso gern nutzt und wohnlich einrichtet wie alle Räume in der Wohnung, dann ist schöne Bettwäsche eine Art weiches Möbelstück, das i-Tüpfelchen der Einrichtung sozusagen. So wie Schuhe für das Outfit ein entscheidendes Accessoire sind.
Zu dem Entschluss, ein eigenes Label mit Bio- Bettwäsche zu gründen, kam ich 2009. Dann habe ich erst einmal sehr viel recherchiert, bin auf Messen gefahren, habe hochwertige Materialien und zuverlässige Zulieferer gesucht. Da ich ziemlich „pingelig“ bin, war das gar nicht so einfach. Im November 2010 habe ich den Namen für mein Label patentieren lassen, die gewerbliche Anmeldung erfolgte im Oktober 2011.
Die ia io ist übrigens eine Fledermausart. Ein nachtaktives Tier, das uns im Schlaf vor lästigen Insekten beschützt und selbst keine Bettwäsche braucht weil es kopfüber schläft, schien mir als Namensgeber passend.
8. Was hat sich seit dem Start alles getan?
Vieles. Täglich kommen neue Herausforderungen auf mich zu und ich lerne ständig dazu, das ist sehr spannend. Ursprünglich habe ich es ja eher mit festen Materialien zu tun gehabt: Steine, Holz, Estrich. Textilien reagieren ganz anders. Deshalb kann ich zwar Möbel bauen und Fliesen verlegen aber nicht nähen. Macht nichts, als Architekt lernt man ja vor allem, verschiedene Gewerke zusammen zu fügen und mit den jeweiligen Fachleuten das beste Gesamtergebnis zu erzielen. Statt Baufachmessen besuche ich nun Textilmessen. Inzwischen gehe ich mit meinen Produkten selbst auf Messen. Die Produktpalette wächst. Auch die Computer-Zeichenprogramme folgen einer vollkommen anderen Logik, Vektorgrafiken konnte ich früher nicht zeichnen, jetzt macht mir das viel Spaß. Das gesamte Prinzip des Web 2.0 , in dem ich mich nun ständig bewege, war mir früher ein Rätsel und die Steuerabrechnungen sind inzwischen auch wesentlich umfangreicher geworden (wobei mir die oft immer noch ein Rätsel sind, hier ein Dankeschön an meine Steuerberaterin! ….)

9. Was liebst Du an Deinem Job? Was macht Dir besonders Freude an Deiner Arbeit?
Die Kreativität. Das Selbst-Entscheiden und Bestimmen. Die Unabhängigkeit in der Zeiteinteilung. Etwas zu produzieren, wovon ich selbst auch überzeugt bin. Begegnungen mit Gleichgesinnten und Interessierten im wachsenden Bereich der Nachhaltigkeit.
10. Wer oder was inspiriert Dich?
Alles mögliche: Ich finde Anregungen in Zeitschriften, im Internet, auf Reisen, unter der Dusche, überall eigentlich. Ich halte immer die Augen offen. Und die Ohren, es ist wichtig, zuzuhören.
11. Was ist Deine Vision?
Das Umweltbewusstsein wird weiter wachsen, da es immer mehr Informationen in den Medien zum dem Thema gibt. Auch das Bewusstsein für faire Arbeitsbedingungen wird steigen. Das wird sich sicher auf das Konsumverhalten auswirken. Davon können alle nur profitieren.
12. Wie siehst Du Deine Zukunft? Wie die Deiner Produkte?
Langfristig möchte ich meine Produkte auch mehr über Ladengeschäfte vertreiben. Besonders freuen würde ich mich, wenn sich Betreiber von Biohotels und Bio-Ferienwohnungen von meiner hochwertigen Bettwäsche angesprochen fühlen und diese bei ihnen zum Einsatz kommt. Die Produktpalette wird sich erweitern, wobei ich sicher (Architektentypisch wahrscheinlich) immer eher schlichte Designs entwerfen werde. Zunächst wird es weitere Motive mit Stickereien geben. Dann andere Stoffe, z.B. Bettwäsche aus Bio-Leinen oder Hanf. Ich möchte gern auch mit Partnern und Mitarbeitern die Firma vergrößern.
13. Du lebst und arbeitest in Berlin – wo ist Dein Lieblingsplatz?
Ich liebe es, auf dem Berliner Fernsehturm hoch oben über der Stadt im Restaurant „Sphere“ zu sitzen. Am schönsten ist das natürlich zum Sonnenuntergang. Klingt richtig kitschig und nach Tourist in der eigenen Stadt, was mir total egal ist, denn ich finde es absolut klasse!
14. Welche Fragen haben wir Dir nicht gestellt, die Du gerne beantworten möchtest?
Ob ich gut schlafe? Ja, ich hatte nie Schlafprobleme. Ansonsten helfen immer ein spannendes Buch, warme Socken und gute Bettwäsche!
Vielen Dank für Deine Antworten!