Bei der Mini-Maker-Fair am vergangenen Samstag haben sich im Colabor in Köln-Ehrenfeld Menschen getroffen, die dem Trend zum Selbermachen verfallen sind.

In Panel Diskussionen und Workshops ging es um die Themen Offene Werkstätten, Repair-Cafés, Urbanes Gärtnern und die Fahrradreparatur. Also um die Do-it-yourself-Bewegung im öffentlichen Raum. Hier entstehen seit einiger Zeit ganz neue Formen des Selbermachens. Angesichts der Ressourcen- und Energie-Krise, aber auch der Wohlstandskrise kommt es vor allem in den Städten zu einem neuen Lebensstil, bei dem DIY, Teilen und Tauschen, Upcycling und Selberanbauen im Vordergrund stehen.
Während des gemeinsamen, sehr konstruktiven Austauschs bei der Mini-Maker-Fair wurde einmal mehr klar: Selbermachen ist der große Trend unserer Zeit. Eine Zeit, in der in unserer Wohlstandsgesellschaft stets alles verfügbar ist und es keine Herausforderung mehr darstellt, Dinge zu suchen, zu finden und zu konsumieren. Weil eben alles verfügbar ist, hat es seinen Reiz verloren. Es entsteht scheinbar immer mehr das Gefühl, selber etwas auf die Beine stellen zu wollen. Man ist nicht mehr pauschal dagegen, sondern möchte selber aktiv werden, sich einbringen. Fragen, die man im Internet in einem Forum in die Menge geben würde, werden übertragen auf den analogen Raum. Es gibt nicht mehr einen, der über allem steht und alles weiß, stattdessen bringen sich alle ein mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten. Für die Digital Natives und Generation Y haben die Selbermach-Einrichtungen den Charme, dass sie hier auf reale Menschen treffen. Soziales Miteinander und öffentlicher Dialog gewinnen wieder an Bedeutung.
Tätigkeiten wie nähen, stricken, einkochen oder reparieren, die lange Zeit als angestaubt und altbacken galten, erfahren eine Wiedergeburt und sind heutzutage ausgesprochen hip.
Durch das eigene Tun wird man zum Nachdenken angeregt über den Produktionsprozess, der hinter der Herstellung von Konsumgütern steht. Die Selbermacher, die häufig kritische Konsumenten sind, hinterfragen und stellen fest, dass manches einfach nicht sein kann. Weil es eben ein Weilchen dauert, bis man ein T-Shirt fertig genäht hat. Gibt es ein solches im Textildiscounter für drei Euro zu kaufen, dann kann das nur daran liegen, dass während des Produktsionsprozesses jemand schlecht oder doch zumindest nicht fair behandelt wurde, sonst wären so niedrige Preise einfach nicht möglich.

In Repair Cafés und offenen Werkstätten kann man der geplanten Obsoleszenz ein Schnippchen schlagen, indem man defekte Geräte einfach aufschraubt und repariert. Denn während man sich sonst entweder aufwendig durch Internetforen wühlt auf der Suche nach der Lösung oder still im eigenen Kämmerlein vor sich hinprobiert und vermutlich irgendwann entnervt aufgibt, trifft man an diesen öffentlichen Orten auf andere Menschen, die mit ähnlichen Anliegen hierherkommen. So kann man sich austauschen, Wissen und Erfahrungen teilen und sich gegenseitig helfen.
Doch wie geht das nun mit dem Selbermachen? Bei der Mini-Maker-Fair konnte man sich darüber informieren, wie man eine offene Werkstatt oder einen öffentlichen Garten ins Leben ruft. Indem man sich untereinander vernetzt und gegenseitig hilft, können Hürden genommen und Herausforderungen gemeistert werden. Im Rahmen des Workshops stellten Aktive ihre Erfahrungen und Erfolgsrezepte von Projekten vor. Auch die Stadtverwaltungen scheinen dem Thema gegenüber aufgeschlossen zu sein.
Offene Werkstätten gibt es in vielen deutschen Städten. Informationen dazu findet man hier. Wer sich in Köln im urbanen Gärtnern versuchen möchte, kann das bei Neuland oder der Gartenwerkstadt Ehrenfeld tun und sich bei QuerWaldEin e.V. informieren.
Die Vision von grünen Metropolen, die autofrei sind, von solarbetriebenen Fahrrädern und selbstgebauten Lastenrädern befahren werden und den Massenkonsum hinter sich gelassen haben, mag so manchem als recht weltfremd erscheinen. Doch es macht Spaß, diesen Gedanken auf sich wirken zu lassen. Und wie immer gilt der Grundsatz, selber anfangen, sonst passiert nichts.
Und Menschen, die das Selbermachen professionalisiert haben oder alten Gegenständen ein zweites Leben geben, bietet Greenpicks eine Vertriebsplattform mit internationaler Ausrichtung.
Organisiert wurde die Veranstaltung vom Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP), Wuppertal, und dem Colabor | Raum für Nachhaltigkeit, Köln, und ist Teil der Netzwerkarbeit des Projekts „ich bin’s! nachhaltig in NRW“ ( www.ichbins-nrw.de), das durch das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW gefördert wird.